Geschichte des TCK
Die Anfänge
Cirka 30 Tanzinteressierte, die bereits eine geraume Zeit zusammen trainierten, trafen sich im Juni 1962 im kleinen Saal des Volkhauses und gründeten mit Unterstützung der Abteilung Kultur des VEB Carl Zeiss Jena eine Kulturgruppe für Turniertanz. Der Name Kristall wurde in einer späteren Mitgliederversammlung festgelegt. Nach Gründung dieser Kulturgruppe erfolgte die Anmeldung als 100. Turniertanzkreis der DDR bei der Zentralen Arbeitsgemeinschaft für Turniertanz am Zentralhaus für Kulturarbeit in Leipzig.
Zu dieser Zeit lag der Schwerpunkt der Kulturgruppen an der Gewinnung von aktiven Turniertänzern und weniger an der Befriedigung des geselligen Tanzens. Unsere Übungsleiter oder künstlerische Leiter, wie es damals hieß, waren Walter und Edith Berger, Feinmechaniker im VEB Carl Zeiss. Sie verstanden es, in den
Trainingsstunden die Paare so zu motivieren, dass sie bald den gestellten Forderungen gerecht wurden und erfolgreich an Tanzturnieren teilnahmen.
Gleichzeitig wurden im Volkhaus die ersten Tanzturniere des damaligen Turniertanzkreises Kristall organisiert, wobei die gesamten Kosten vom VEB Carl Zeiss übernommen wurden. Diese Turniere erwarben sich in der DDR schnell einen guten Ruf. So war es nicht verwunderlich, dass 1964 im Rahmen der im Bezirk Gera stattfindenden Arbeiterfestspiele unser Turniertanzkreis durch die Zentrale Arbeitsgemeinschaft Turniertanz mit der Durchführung der DDR-Mannschafts-Meisterschaft beauftragt wurde, bei der unser Turniertanzkreis mit einem hervorragenden 5. Platz abschloss.
Bereits ein Jahr später richteten wir die DDR-Meisterschaft der Junioren aus, die unserem TTK viel Lob und Anerkennung für die Organisation und Betreuung einbrachte. Nach der Durchführung von jährlichen Tanzturnieren im Volkshaus oder auch im Rahmen von Betriebsfestspielen der Zeissbetriebe richteten wir 1975 die DDR-Meisterschaft der Senioren aus, bei der unsere Mitglieder Ehepaar Schmiede in der A-Klasse und Ehepaar Schirwinsky in der Sonderklasse teilnahmen, ohne jedoch in die Entscheidung um den Meistertitel eingreifen zu können.
Die Mitglieder unseres TTK setzten sich bald aus Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren zusammen, die nicht nur an Tanzturnieren in der DDR und im sozialistischen Ausland teilnahmen, sondern auch bei Großveranstaltungen des VEB Carl Zeiss, seiner Betriebe oder auch Veranstaltungen der Stadt Jena ihr Können vorführten.
Günstig war in dieser Zeit, dass alle Mitglieder keinen Beitrag zu zahlen hatten, im Gegenteil durch den VEB Carl Zeiss beim Einkauf von Tanzschuhen, Stoff für Turnierkleider, Fahrtkosten zu den Turnieren und Trainingslagern finanziell großzügig unterstützt wurden. Die durch den TTK ausgerichteten Tanzturniere wurden organisatorisch und finanziell vom zentralen Kulturhaus Volkhaus und fachlich vom TTK übernommen.
Erfreulich war weiterhin, dass wir sehr engen Kontakt zu Musikbands wie der Kristall-Combo und dem Turnierorchester Wolf Schmidt, beide aus Jena, hatten,die bei den Turnieren eine hervorragende Livemusik darboten. Außer den bekannten Turniertänzen wurden im TTK auch Formationen trainiert und auf den bereits genannten Veranstaltungen dargeboten. Höhepunkt hierbei bildete die Wiener Walzer Formation nach den Klängen des Kaiserwalzers von Johann Strauß.
Besondere Höhepunkte im geselligen Leben des TTK bildeten die jährlichen Trainingslager in Remschütz bei Saalfeld, in Kolkwitz oder im Zeiss-Ferienhaus „Stutenhaus“ im Thüringer Wald. Hier wurde nicht nur fleißig trainiert, sondern Spiel und Spaß kamen dabei nicht zu kurz. Auch die gemeinsamen Treffen bei Silvesterveranstaltungen, zum 1. Mai oder das fröhliche Treiben im Garten von Walter und Edith Berger trugen zum engen Zusammenhalt der Mitglieder bei.
Zur Unterstützung unserer Übungsleiter nahm Inge Schmiede 1982 die Ausbildung zum Übungsleiter auf, die sie 1983 erfolgreich abschloss. Walter und Edith Berger beendeten 1986 aus gesundheitlichen Gründen ihre erfolgreiche Trainingsarbeit. Hans-Joachim Schmiede qualifizierte sich zum Wertungsrichter und Turnierleiter.
Durch Zusammenarbeit mit der Tanzschule Traut in Erfurt richteten wir 1987 das erste internationale Mannschafts-Tanzturnier mit Mannschaften aus sechs osteuropäischen Staaten aus, dem 1988 und 1989 weitere internationale Mannschaftstanzturnier folgten.
Der TCK nach der Wende
Jetzt war es auch an der Zeit, sich nicht nur dem aktiven Turniertanz zuzuwenden, sondern verstärkt Interessenten für den geselligen Tanz als Mitglieder zu gewinnen. So konzentrierten wir uns auf die Gewinnung von Kindern und Jugendlichen, indem wir in mehreren Schulen durch Abschluss einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für unsere arbeitlose Übungsleiterin Inge Schmiede Tanzsportunterricht
anboten. Dadurch gelang es wieder eine Kinder- und Jugendgruppe im Verein aufzubauen. Gleichzeitig bildete sich die Breitensportgruppe durch interessierte Tänzer immer stärker hervor.
Der aktive Tanzsport sollte aber auf keinen Fall vernachlässigt werden. So organisierten wir 1991 das erste Tanzturnier unter den neuen Bedingungen der Turnier- und Sportordnung des DTV und trugen 1992 und 1994 je ein Ranglistenturnier für Paare der Sonderklasse in den Standardtänzen aus. Schaut man sich die Startliste von 1992 einmal an, findet man eine Reihe von Turnierpaaren, die heute als Funktionäre oder Trainer im Tanzsport tätig sind, wie zum Beispiel Thomas Derner, Thomas Fürmeier und seine Frau Tanja, Thomas Gartmann, Maik Schulze-Altmann, Oliver Seefeldt oder unser ehemaliges Mitglied Sven Traut (Weltmeister über 10 Tänze 1995).
1995 waren wir dann der erste Tanzclub in den neuen Bundesländern, der eine Deutsche Meisterschaft der Sonderklasse in der Kombination über 10 Tänze in der Erfurter Thüringenhalle ausrichtete.
Da sich die Mitgliederzahl erfreulicherweise ständig erhöhte und langsam der 100 entgegenging, war es erforderlich, weitere Übungsleiter zu gewinnen. So nahmen Marion und Stefan Wittich sowie Inge und Hans-Joachim Schmiede 1992 in Baden-Würtemberg an einer Ausbildung zum Übungsleiter für Freizeit- und Breitensport teil und schlossen diese erfolgreich ab. Damit übernahmen Marion und Stefan das Training der Breitensportgruppe und Inge Schmiede, die sich zum Trainer B weiterqualifizierte, trainierte die Kinder- und Jugendgruppe und alle aktiven Turnierpaare.
Nach der politischen Wende 1989 und der Deutschen Wiedervereinigung kam es im Oktober 1990 zur Neugründung des TTK zum nunmehr gemeinnützigen Verein „Tanzclub Kristall Jena e.V.“. Da wir nicht mehr der Kultur zugeordnet waren, sondern dem Sport angehörten, wurden wir Mitglied des Landessportbundes Thüringen und des Deutschen Tanzsportverbandes sowie des Thüringischen Tanzsportverbandes.
Jetzt galt es entsprechend der Satzung und der Regularien des DTV und den Grundprinzipien der sportlichen Selbstverwaltung die Arbeit neu zu organisieren. Hierbei gilt der Dank dem Hessischen Tanzsportverband, der nach Beschluss des DTV dem neu gegründeten Thüringischen Tanzsportverband und seinen Tanzsportvereinen großzügige und vielfältige Hilfe und Unterstützung zukommen ließ.
Größte Sorge bildete die Suche nach einer geeigneten Trainingsstätte, da in das Kulturhaus Optik eine Spielothek einzog und uns somit als Trainingsstätte nicht mehr zur Verfügung stand. Fündig wurden wir im Saal der Gaststätte des Kleingartenverbandes „Sonnenblick“ und mit Unterstützung des damaligen Sport- und Bäderamtes in der Turnhalle der Goetheschule in Jena-Winzerla, der Turnhalle der „Fichte-Schule“ und auch zeitweilig im Saal des Universitätssportzentrums in der Oberaue.
Nach Wegfall der Unterstützung durch das Kombinat Zeiss mussten wir lernen, wie man einen Tanzclub mit den neuen Mitgliedsbeiträgen, für die wir unsere Mitglieder zu überzeugen hatten, den damaligen Zuwendungen durch den Landessportbund Thüringen und das Sport- und Bäderamt der Stadt Jena erfolgreich durch die 90er Jahre steuert. Hier gilt dem damaligen Vorstand unseres Tanzclubs, an der Spitze Klaus Stolzenberg, für diese Aufbauarbeit besonderer Dank.
Der TCK heute
Weitere Mitglieder unseres Vereines bildeten sich bis heute zum Übungsleiter und Trainer C aus und trainieren die verschiedensten Gruppen unseres Vereines.
Glücklicherweise ist es uns gelungen, eine ständige Trainingsstätte für den Verein zu gewinnen. Nachdem die Gaststätte des Kleingartenvereines „Sonnenblick“, die spätere Gaststätte „Korfu“ geschlossen wurde, übernahmen wir zunächst den Mietvertrag. Seit Juli 2006 besteht ein Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt Jena (KIJ), mit dem uns das Gebäude für 40 Jahre in Eigenverantwortung übertragen wurde. Immer wieder beteiligen sich Mitglieder an der Renovierung und Sanierung von Räumen, Garderobe und Saal. Ihnen allen gilt der Dank des Vorstandes.
Erfreulich ist auch, dass wir inzwischen dank kontinuierlicher Öffentlichkeitsarbeit nicht nur der Verein mit den meisten Turnierpaaren in Thüringen sind, sondern mit insgesamt ca. 160 Mitgliedern (Stand: April 2017) unseren Allzeit-Höchststand erreicht haben.
Auch Tanzturniere werden von uns organisiert und durchgeführt. So findet im Oktober diesen Jahres zum 17. Mal unser Herbstball im Schützenhaus „Zur Louisenlust“ in Stadtroda statt, bei dem in den letzten Jahren gleichzeitig die Thüringer Landesmeisterschaften einiger Klassen ausgerichtet wurde und wird.
Die Kombination zwischen anspruchsvollem Turniertanz der höchsten Leistungsklassen - A und Sonderklasse - in den Standard- und Lateintänzen einerseits und den Publikumstänzen andererseits begeistert das anwesende Publikum seit Jahren immer wieder aufs Neue und hat dazu geführt, dass man sich rechtzeitig die Eintrittskarten besorgen muss, um einen Platz zu ergattern. Hierbei möchten wir uns für die Unterstützung durch die Stadtwerke Stadtroda bedanken, ohne deren Hilfe bei der Gewinnung von Sponsoren diese Veranstaltung heute kaum noch durchführbar wäre.
Im Juni 2012 konnte der Verein – zeitgleich mit dem Jubiläum „100 Jahre Tanzsport in Deutschland“ seinen 50. Vereinsgeburtstag feiern. Sicher erinnern sich viele an die Festveranstaltung in der Rathausdiele. Wer mag, kann noch heute den damaligen knapp 3 minütigen JenaTV-Spot in der Mediathek von Jena TV ansehen.
55 Jahre Tanzclub Kristall Jena umreißen eine bewegte Zeit. Viele Tänzer waren in dieser Zeit Mitglied unseres Vereines. Sie alle blicken auf schöne, zum Teil anspruchsvolle Zeiten zurück, bei denen nicht nur das Tanzbein geschwungen wurde, sondern immer die Geselligkeit, das Miteinander, die Freude und der Spaß am Tanzen im Mittelpunkt standen.
Besonders freut es uns, dass mit Inge und Hans-Joachim Schmiede noch heute zwei Gründungsmitglieder dabei sind – nach unzähligen Ehrenämtern auf verschiedenen Vorstandspositionen, als Übungs- und Turnierleiter, Wertungsrichter und Trainerin. Seit April 2010 sind Inge und Hans-Joachim Ehrenmitglieder unseres Vereines. Hans-Joachim ist zudem Ehrenpräsident des Thüringischen Tanzsportverbandes.
Jena, April 2017 - Hans-Joachim Schmiede und Ralf Brömer anlässlich des 55-jährigen Bestehens des Tanzclub Kristall Jena e.V.